Frankfurt (ots)
In China geht es steil abwärts für die Sportartikelindustrie. Nike musste im Quartal von März bis Mai eine Umsatzeinbuße von einem Fünftel hinnehmen. Adidas und Puma hatte es von Januar bis März mit einem Rückgang von jeweils mehr als einem Drittel noch härter getroffen. Das schmerzt die Unternehmen besonders, da China lange der stärkste Wachstumsmarkt war. Hinzu kommt: In keiner anderen Region ist das Geschäft so profitabel wie dort.
Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie lief es in China glänzend für die Branche. Mit wachsendem Wohlstand achten immer mehr Menschen auf ihre Gesundheit, treiben Sport und haben mehr Geld, um sich begehrte westliche Sportschuhe und Sportbekleidung leisten zu können. Doch dann lähmte das Virus im Frühjahr 2020 das Geschäft. Im Jahr darauf folgte eine fulminante Erholung. Aber das nächste Ungemach ließ nicht lange auf sich warten: In den sozialen Medien Chinas wurde zum Boykott von Bekleidung aus dem Westen aufgerufen. Dahinter stecken die Sanktionen, die die EU und die USA wegen der Zwangsarbeit von Uiguren beschlossen hatten.
Und in diesem Frühjahr schlug Corona ein zweites Mal in China zu: Die Folgen der strengen Lockdowns spiegeln sich im jüngsten herben Umsatzrückgang von Nike & Co. wider. Werke von Auftragsfertigern und Logistikzentren mussten zeitweise schließen. China fällt als Wachstumsmarkt weiterhin aus.
Corona hatte und hat noch weitreichendere Folgen für die Sportartikelbranche, die mehr als 90 Prozent ihrer Schuhe, Trikots und Trainingsjacken in Asien herstellen lässt. So war im vergangenen Sommer das wichtige Produktionsland Vietnam wochenlang lahmgelegt. Und noch immer sind Waren wegen der Engpässe in den Häfen und auf Schiffen länger unterwegs als von den Unternehmen und Konsumenten gewünscht. Das erhöht das Risiko, dass sich ein Teil der Schuhe und T-Shirts nur mit Rabatten verkaufen lässt, vor allem wenn Saisonware erst spät in die Ladenregale kommt. Das ist einer der Gründe für den vorsichtigen Ausblick von Nike.
Trotzdem setzen Nike, Adidas und die Wettbewerber nach wie vor große Hoffnungen auf China. Mit stärker lokal ausgerichteten Produkten wollen sie Marktanteile zurückgewinnen. Aber Gefahren gibt es nach wie vor: Die Corona-Pandemie ist noch längst nicht ausgestanden. Und der Krieg Russlands gegen die Ukraine verdeutlicht drastisch geopolitische Risiken. Im Fall Chinas sind das der Handelskonflikt mit den USA und die Spannungen mit Taiwan.
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