Putins Bluff / Kommentar von Sascha Kircher zum Turbinen-Streit


Allgemeine Zeitung Mainz

Mainz (ots)

Wäre es nicht so bitterernst, man müsste sich kaputtlachen. Dass die Turbine für die Ostseepipeline Nord Stream 1 nicht lieferbar ist, wie der Kreml und sein Energiemonopolist Gazprom argumentieren, dürfte seit Mittwoch endgültig widerlegt sein. Aber vielleicht halten noch die Bürokratie, der aktuelle Rubel-Kurs oder gar das Wetter den Weitertransport des Bauteils auf – wer weiß das schon? An noch so bizarren Bluffs und Ausreden wird sicher kein Mangel sein. Schließlich verfügt Gazprom mit seiner eigenen Medienholding über diverse Fernseh- und Radiosender sowie Zeitungen, mit denen seit Jahren Putins Lügen in die Welt geblasen werden. Wer es immer noch nicht verstanden hat, sollte spätestens jetzt erkennen: Mit diesem Geschäftspartner sind keine vernünftigen Geschäfte zu machen. Und, auch auf die Gefahr, sich zu wiederholen: Es war töricht, sich derart in seine Abhängigkeit zu begeben. Damit ist längst nicht gesagt, dass etwa Spanien und Italien, die Gas aus Algerien beziehen, besser dastehen. Schließlich ist auch der nordafrikanische Staat kein Hort der Menschenrechte – und kein zu 100 Prozent verlässlicher Geschäftspartner, wie die über Migrationsfragen ausgebrochene Krise zwischen Spanien und Algerien im Februar zeigte. Leider ist es nun einmal so: Unter den zehn größten Erdgas-Lieferanten der Welt befinden sich nur vier Demokratien, beim Erdöl sieht es noch finsterer aus. Man macht sich bei Geschäften also meist die Hände schmutzig. Aber zumindest wird man nicht noch mit Spielchen und Tricks vorgeführt.

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