Ina Müller: Das Plattdeutsche wird künstlich am Leben gehalten


Neue Osnabrücker Zeitung

Osnabrück (ots)

Ina Müller: Das Plattdeutsche wird künstlich am Leben gehalten

Künstlerin kritisiert Image und Kommerzialisierung der Sprache

Hamburg. Ina Müller (56) glaubt nicht an ein Fortbestehen der plattdeutschen Sprache. Im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) sagte sie: „Der Mensch war ja auch mal behaarter als heute, irgendwann hat die Evolution eingesetzt. Genauso, denke ich, verhält es sich mit Sprachen.“

Das Plattdeutsche werde ihrer Ansicht nach heute künstlich am Leben gehalten. „Auf der einen Seite finde ich das gut, weil es meine Muttersprache ist und ich mir wünsche, dass sie erhalten bleibt“, so die 56-Jährige. Andererseits finde sie, dass es an sprachlicher Weiterentwicklung fehle. „Die ganzen neuen Ausdrücke fehlen, oder sie werden künstlich hergestellt. Eine CD heißt dann „Spegelplatt“, und so geht es mit vielen Wörtern.“

Die aus Köhlen bei Cuxhaven stammende Künstlerin sprach bis zu ihrer Einschulung nur Plattdeutsch. Wie die Sprache heute verwendet wird, gefällt ihr nicht. „Mich stört, dass Platt oft mit Mistforken und Hühnern inszeniert wird“, sagte Müller der „NOZ“. Leute in ihrem Alter, die mit der Sprache aufgewachsen seien, würden heute genau wie jeder andere Netflix und Spotify nutzen. „Da muss man doch das Plattdeutsche nicht ständig in diesen Kontext einbetten“, so Müller weiter.

Der Sängerin und Moderatorin missfällt auch die Kommerzialisierung der Sprache. „Manche benutzen sie kommerziell und sagen: Wenn es auf Hochdeutsch nicht klappt, lass es uns auf Platt versuchen – das verkauft sich gut.“ Dass sie keine Lesungen mehr auf Plattdeutsch gibt, erklärt sie so: „Ich hätte auch gerne mit meinen Plattdeutsch-Lesungen und Geschichten weitergemacht, aber ich habe gemerkt, dass ich dadurch zu doll auf dieses Heimatthema festgenagelt wurde.“

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