Mainz (ots)
Es ist ein erschütterndes Dokument, das der Elyséepalast veröffentlicht hat. Das letzte Telefonat des französischen Präsidenten Macron mit seinem russischen Kollegen Putin kurz vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs zeigt die ganze Machtlosigkeit des Westens gegenüber einem Despoten, der an diplomatischen Lösungen offensichtlich nicht interessiert ist. Jedenfalls kaum mehr als am Eishockeytraining. Der ihm treu ergebene Separatisten als legitime Verhandlungspartner für Kiew betrachtet. Und dessen Entschluss zum Überfall auf das Nachbarland längst gefallen war. Schließlich hatte er bereits seit März 2021 Truppen an der Grenze aufmarschieren lassen. Von wegen Militärübung. Putin hat seinen Coup jahrelang vorbereitet, propagandistisch wie militärisch. Das Telefonat widerlegt zudem das in den sozialen Netzwerken sorgsam gepflegte Moskauer Narrativ, der Westen habe Russland quasi keine andere Wahl gelassen. Gesprächsversuche wie den von Macron gab es zuhauf, in den Monaten vor Kriegsbeginn gaben sich westliche Diplomaten im Kreml die Klinke in die Hand. Vergebens. Das Telefonat zeigt auch katastrophale Fehleinschätzungen. Während der Westen die Gefahr lange ignorierte und sich teilweise energiepolitisch sogar noch enger an Russland band, nahm Putin die Entschlossenheit zur Gegenwehr nicht ernst. Warum sollten jene Länder, die ihn schon nach der Annexion der Krim nur halbherzig sanktioniert hatten, nun rigoroser vorgehen? Ist ja bloß die Ukraine – und der Angriffe auf Nachbarn ein bewährtes Mittel russischer Politik. Das nächste Gespräch mit Macron, Biden & Co. kommt bestimmt. Sollte es dazu kommen, kann man beiden Seiten nur raten: Hört einander genauer zu.
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