Erzbischof auf Abruf / Raimund Neuß zu den Papst-Äußerungen über Woelki


Kölnische Rundschau

Köln (ots)

Man mag von Rainer Maria Kardinal Woelki halten, was man will: Die Art, inder Papst Franziskus mit ihm umgeht, werden ihm selbst seine ärgsten Kritiker nicht wünschen.

Es mag ja mit der jesuitischen Tugend des ruhigen Abwägens zu begründen sein, dass der Papst mit einer Entscheidung über Woelkis Rücktrittsgesuch wartet. Aber wenn er in einem in zehn Ländern gleichzeitig verbreiteten Interview ausführlich darüber plaudert, dass Woelki ein Oberhirte ein Abruf ist, dann demütigt er den Kölner Kardinal – und stellt ihn zusätzlich bloß, indem er Woelkis Darstellung in der Luft zerreißt, er habe sein Rücktrittsgesuch in innerer Freiheit aufgesetzt.

Die Art, in der Franziskus über den Kardinal, einen der wichtigsten Bischöfe der Weltkirche, verfügt, entspricht einem absolutistischen Regiment. Tragisch für Woelki: In der Ablehnung des „Synodalen Weges“ und damit einer Verfassungsreform der Kirche ist er sich mit Franziskus ja einig – und darf jetzt spüren, wie es sich anfühlt, wenn ein Oberer alten Stils seine Macht zeigt.

Dieser öffentlichen Erniedrigung Woelkis hätte es nicht bedurft, um den sachlichen Kern der Papst-Aussagen zu begründen: Auch wenn die Kleruskongregation Woelkis Agieren in Finanzfragen gebilligt hat, gibt sich Franziskus damit nicht zufrieden. Das könnte für Woelki gefährlich werden.

Alles in allem bewirkt der Papst das Gegenteil dessen, was er vermeintlich will: Statt eine Entscheidung ohne Druck zu ermöglichen, erhöht er den Druck gewaltig. Die Folgen sind nicht nur für Woelki, sondern für Katholiken weit über Köln hinaus unerträglich. Das größte deutsche Bistum braucht endlich Klarheit über seine Führung.

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