Sachsen-Anhalt/Gesundheit / Virologin Sandra Ciesek: Risiko für Pandemien steigt


Mitteldeutsche Zeitung

Halle/MZ (ots)

Nach Corona könnten der Menschheit offenbar ähnliche Szenarien drohen: Das Risiko für Pandemien steige seit geraumer Zeit, sagt die Virologin Sandra Ciesek in der Dienstagausgabe der in Halle (Saale) erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (MZ). Der Hintergrund sei, dass die meisten Pandemien durch Erreger verursacht werden, die von Tieren auf den Menschen überspringen, erklärt die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main. Durch ungünstige Entwicklungen wie den Verlust von natürlichen Lebensräumen von Tieren komme es zu mehr Kontakten mit Menschen. Auch Faktoren wie Klimawandel, Reisen und Migration sowie Bevölkerungswachstum spielten eine Rolle. Das Aufspüren und die Überwachung von Viren müsse daher weltweit ausgeweitet werden.

Für die Eindämmung künftiger Pandemien sei eine stärkere Zusammenarbeit von Humanmedizin, Naturschutz und Tiermedizin entscheidend, genannt „One Health“, ergänzt Ciesek. Die ist auch Teil der Forderungen von Forschern aus aller Welt an die Politik, die die Nationale Akademie der Wissenschaften mit Sitz in Halle (Saale) federführend für den G7-Gipfel Ende Juni in Bayern zusammengestellt hat.

Darüber hinaus gelte es, neue Wirkstoffe zu entwickeln, sagt Ciesek: „Wir haben sehr wenige antivirale Medikamente, die auch nur sehr spezifisch wirken, etwa gegen HIV-Viren oder Hepatitis-Viren. Gleichzeitig wissen wir nicht, welcher Erreger die nächste Pandemie verursachen wird.“ Ziel müsse es also sein, Medikamente zu entwickeln, die möglichst breit wirken, beispielsweise gegen eine ganze Familie von Viren. Diese könnten dann im Fall einer Pandemie schnell in die klinische Erprobung und dann in den Einsatz gehen – als eine Art Brückentechnologie, bis ein Impfstoff verfügbar sei. „Wäre in der Anfangsphase von Corona ein solches Medikament vorhanden gewesen, dann hätte das zwar keinen Einfluss auf die Zahl der Infektionen gehabt – aber es hätte die Zahl der Toten verringern können“, sagt die Forscherin.

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