Three Doors: Forensic Architecture, Forensis, Initiative 19. Februar Hanau, Initiative …


Frankfurter Kunstverein

Three Doors: Forensic Architecture, Forensis, Initiative 19. Februar Hanau, Initiative in Gedenken an Oury Jalloh / Eine Ausstellung im Frankfurter Kunstverein gegen systemischen Rassismus

Frankfurt am Main (ots)

Die Ausstellung Three Doors – Forensic Architecture/Forensis, Initiative 19. Februar Hanau, Initiative in Gedenken an Oury Jalloh entsteht als Zusammenschluss unterschiedlicher Akteur*innen: das Künstler*innen Kollektiv Forensic Architecture und deren Schwesteragentur Forensis Berlin, die Initiative 19. Februar Hanau, die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, Journalisten und die Kulturinstitution Frankfurter Kunstverein. Sie arbeiten als Koalition zivilgesellschaftlicher Kräfte, aus Menschen und Expert*innen in den jeweiligen Bereichen, um systemischen Rassismus und Behördenversagen sichtbar zu machen.

In der Ausstellung Three Doors werden drei neue Arbeiten von Forensic Architecture/Forensis präsentiert, die rassistisch motivierte Vorfälle in Deutschland untersuchen. In jedem der drei Fälle wird eine Tür zu einem Sinnbild für die anhaltende und alarmierende Verwicklung staatlicher Behörden in rassistische Gewalt.

Die visuellen Untersuchungen zum rassistischen Terroranschlag vom 19. Februar 2020 in Hanau, die Forensic Architecture/Forensis in Zusammenarbeit mit der Initiative 19. Februar Hanau erstellt hat, bilden den Schwerpunkt der Schau und werden zur Geschichte zweier Türen: des verschlossenen Notausgangs der Arena Bar in Hanau-Kesselstadt, einem der Anschlagsorte, und der Eingangstür des Hauses des Täters, zu deren polizeilicher Überwachung in der Tatnacht viele kritische Fragen offen sind. In der Nacht starben Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtovic, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Vili-Viorel Paun und Fatih Saraçoglu.

Eine weitere Untersuchung befasst sich mit einer dritten Tür in der Polizeizelle, in der Oury Jalloh, ein junger Asylsuchender aus Sierra Leone, 2005 in Dessau verbrannte. Die Fallstudie prüft die seit langem bestehende Annahme von Ourys Freunden und seiner Familie, dass sein Tod nicht selbstverschuldet war, sondern dass es sich um eine Tötung in Polizeigewahrsam handelt.

Jede Tür öffnet eine neue Perspektive auf strukturellen Rassismus in deutschen Behörden, einschließlich fehlender Konsequenzen für Polizeiverfehlungen, die die Ausübung rassistischer Gewalt ermöglicht haben, sowie Ermittlungen, die den Rechten der Opfer, Überlebenden und ihren Familien nicht gerecht wurden.

Diese Phänomene werden derzeit nicht nur durch die Geschehnisse in Hanau und Dessau, sondern auch durch die Halle-Anschläge, den Fall Walter Lübcke und den sogenannten NSU 2.0 sichtbar und sind ein bundesweites Problem.

In einem eigens der Initiative 19. Februar Hanau gewidmeten Raum dokumentieren zehn neu produzierte Videos die Aussagen der Angehörigen und Überlebenden vor dem Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtages. Die Familien, Überlebenden und Unterstützer*innen sehen diese Dokumentation als einen weiteren Beitrag für ihren Kampf um Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen.

Vier weitere Arbeiten bieten Kontext zur laufenden Arbeit der „Gegenforensik“ von Forensic Architecture. Die ausgesuchten Untersuchungen erforschen rassistisch motivierte Fälle in Europa und in den USA. Sie ermitteln und werfen kritische Fragen zu nationalem und internationalem systemischem Rassismus sowie Menschenrechtsverletzungen auf.

Auf Einladung des Frankfurter Kunstvereins produzierten die Journalisten Dietrich Brants und Jan Tussing vom SWR2 eine mehrteilige Dokuserie. Die Lücke von Hanau arbeitet mit Dokumenten in Text und Ton, die öffentlich zugänglich oder bereits veröffentlicht und frei verfügbar sind, von Medienberichten bis hin zu Pressemitteilungen der Staatsanwaltschaft. In der Doku-Serie sind Aussagen von Überlebenden und Angehörigen, Nachbarn, Verwandten, Jugendfreund*innen, Kolleg*innen des Täters und von Polizeibeamt*innen und Behördenvertreter*innen zu hören, die von Relevanz sind, um Die Lücke von Hanau zu beschreiben.

Der Frankfurter Kunstverein steht für eine erweiterte Rolle von Kunst und von Kulturinstitutionen, welche die rein metaphorische und symbolische Ebene verlassen, um im realen demokratischen Prozess zu agieren, demokratische Strukturen zu verteidigen und die Werte unserer Zivilgesellschaft zu stärken.

Forensic Architecture ist eine 2011 gegründete Rechercheagentur, die dank digitaler und investigativer Methodiken und Technologien Spuren der Gewalt durch Unternehmen und staatlicher Gewalt untersucht. Forensic Architecture arbeitet ausschließlich für zivile Opfer, NGOs und unabhängige Vereine. Die künstlerische Arbeit des Kollektivs setzt wissenschaftliche, technologische und juristische Forschungsweisen und Techniken ein. Forensis ist die in Berlin ansässige Schwesterorganisation von Forensic Architecture, die gegründet wurde, um deren Methoden in einen deutschen Kontext zu übertragen.

Flankierend zur Ausstellung findet im Frankfurter Kunstverein das öffentliche Forum kollektiver Wahrheitsfindung statt. Teilnehmen werden Vertreter*innen betroffener Familien und Opfer des Attentats in Hanau sowie die Initiative In Gedenken an Oury Jalloh und die Initiative 19. Februar Hanau, Vertreter*innen des Künstler*innenkollektivs Forensic Architecture/Forensis, Expert*innen für Rechtsextremismus und Anti-Rassismus sowie Jurist*innen und Journalist*innen.

Three Doors

03.06.-11.09.2022

Curatorial Host: Franziska Nori

Öffnungszeiten: Di-So: 11 – 19 Uhr, Do: 11 – 21 Uhr, Montags geschlossen

Die Ausstellung wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain, die Dr. Marschner Stiftung, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit SWR2 und dem HKW Berlin.

Das Forum kollektiver Wahrheitsfindung wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.

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