Syrien: Kinder im Al Hol-Lager sind täglicher Gewalt ausgesetzt und fürchten um ihr …


Save the Children Deutschland e.V.

Berlin (ots)

Kinder im Al Hol-Lager im Nordosten Syriens werden täglich Zeugen verheerender Gewalt, die zu Albträumen, psychischen Problemen und Angst um ihr eigenes Leben führt, dies zeigt ein neuer Bericht von Save the Children.

„Kinder können nicht weiterhin unter solch erschreckenden Bedingungen leben. Das Ausmaß der Gewalt, das sie in Al Hol täglich erleben, ist entsetzlich“, sagt Sonia Khush, Leiterin der Nothilfeeinsätze von Save the Children in Syrien.

Der Bericht erscheint vier Wochen nach dem Tod eines Kindes und der Verletzung von fünf weiteren bei Sicherheitseinsätzen im Al Hol-Lager, in dem seit dem Zusammenbruch des Islamischen Staates im Jahr 2019 etwa 57.000 Menschen leben – fast die Hälfte davon sind Kinder. Seit März 2019 hat es hier mindestens 130 Morde gegeben, und im vergangenen Jahr wurden durchschnittlich mehr als zwei Menschen pro Woche getötet. Dies macht Al Hol, pro Kopf gerechnet, zu einem der gefährlichsten Orte der Welt für Kinder. Die überwältigende Mehrheit (98 Prozent) der Angriffe fand im Hauptlager von Al Hol statt, in dem syrische und irakische Männer, Frauen und Kinder leben.

Für den Report wurden 20 syrische und irakische Familien befragt. Alle Eltern, mit denen Save the Children sprach, gaben an, dass eines oder alle ihre Kinder mit Berichten von Gewalt konfrontiert wurden und ihr Wohlbefinden dadurch stark beeinträchtigt ist. Viele erzählten davon, dass ihre Kinder mitansehen mussten, wie ihre Nachbarn in ihren Zelten ermordet oder auf dem Weg zum Markt oder zur Schule erschossen, erstochen oder stranguliert wurden.

Hadia* berichtete Save the Children, dass ihr Sohn Ziad*, 12, mitansehen musste, wie sein bester Freund und der Vater seines Freundes erschossen wurden. „Als er nach Hause kam, weigerte er sich zu essen und zu trinken. In seinen Träumen ruft er immer den Namen des Sohnes unseres Nachbarn. Er fragt mich immer, warum sein Freund getötet wurde und was er getan hat, um das zu verdienen. Er sagte: ‚Vielleicht werde ich auch getötet, wie mein Freund‘. Seit dem Vorfall sind neun Monate vergangen – er hat immer noch denselben Traum, sie waren enge Freunde.“

Dem Bericht zufolge haben die Kinder, denen Gewalt begegnet ist, regelmäßig Albträume und sie leiden unter Schlaflosigkeit. Sie neigen zu aggressivem Verhalten und können sich in der Schule nicht konzentrieren. Außerdem nässen sie ein, erbrechen sich und verlieren ihren Appetit. Viele von ihnen, darunter auch sehr kleine Kinder, haben das Gefühl, dass ihre Zukunft aussichtslos ist.

„Manchmal merke ich, dass Nasr* sehr unruhig ist“, berichtete Fadila* über ihren fünfjährigen Stiefsohn, dessen Vater einen Mordversuch überlebte. „Ich frage ihn, was los ist, und er antwortet mir, dass er sterben möchte. Ich sage ihm, dass du so etwas nicht sagen solltest, eines Tages wirst du ein Lehrer oder Arzt werden. Er antwortet mir, dass er das nicht will. Er will jetzt sterben.“

„Es ist völlig inakzeptabel, dass wir fünfjährige Kinder in Al Hol haben, die ihren Eltern sagen, dass sie sterben wollen“, sagt Sonia Khush von Save the Children. „Die Unsicherheit im Lager muss wirksam bekämpft werden, ohne das Leben dieser Kinder noch mehr zu belasten, und sie brauchen dringend Zugang zu mehr psychosozialer Unterstützung, um ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Die einzige dauerhafte Lösung für diese Situation aber ist, dass die Kinder und ihre Familien das Lager sicher und freiwillig verlassen können. Dies ist kein Ort, an dem Kinder aufwachsen sollten.“

Save the Children fordert dringende Anstrengungen, um die sichere Rückkehr syrischer und irakischer Familien aus Al Hol sowie die Rückführung von Kindern ausländischer Kämpfer und ihrer Mütter in ihre Heimatländer zu unterstützen. In der Zwischenzeit müssen die Geber ihre Unterstützung für die von der Gewalt betroffenen Kinder aufstocken, einschließlich der psychosozialen Unterstützung, um ihnen zu helfen, das Erlebte zu verarbeiten.

*Name zum Schutz geändert

Hinweise für die Redaktion:

Save the Children ist seit 2016 in Al Hol tätig und bietet Schutz- und Unterstützungsdienste an, einschließlich Schutz und Spielräumen für Kinder, Freizeitaktivitäten wie Sport, Musik, Kunst und Geschichtenerzählen sowie psychosoziale Unterstützung und Bildungsangebote. Save the Children bietet Eltern und Betreuenden auch „Positive Parenting“-Sitzungen an, um den Bedürfnissen ihrer Kinder gerecht zu werden und positive Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern aufzubauen.

Bei Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an unsere Pressestelle. Aktuelle Informationen finden Sie immer auf Twitter @SaveChildrenDE.

Über Save the Children:

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können – seit über 100 Jahren.

Pressekontakt:

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle – Marie-Sophie Schwarzer
Tel.: +49 (0)30 – 27 59 59 79 – 226
Mail: marie.schwarzer@savethechildren.de

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