Pro und Contra / Kommentar von Christian Matz zum Ende der Maskenpflicht


Allgemeine Zeitung Mainz

Mainz (ots)

Grundvoraussetzung für einen Kommentar ist, darin eine klare Meinung zu vertreten. Allerdings gibt es Themen, bei denen kein klares „So ist es richtig, so nicht“ möglich ist. Das Ende der Maskenpflicht ist ein solches Thema. Es hätte sehr gute Gründe dafür gegeben, sie auch im Einzelhandel und den Schulen fortzuführen, wenigstens noch ein paar Wochen, bis endgültig das Gröbste überstanden ist. Denn im Vergleich zu vielen anderen massiven Grundrechtseinschränkungen, die wir in der Corona-Pandemie erlebt haben, ist das Tragen einer Maske eine vergleichsweise geringe Belastung. Die aber gerade in Innenräumen eine vergleichsweise hohe Wirkung erzielt und damit sehr effizient ist: Sie hilft, die Übertragung des Virus einzudämmen und zugleich – wenn es eine FFP-2-Maske ist – ihren Träger zu schützen.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch sehr gute Gründe, nun den Großteil der Corona-Maßnahmen abzuschaffen. Und damit auch die Maskenpflicht. Es droht aktuell keine Überlastung des Gesundheitssystems; viele Ausfälle sind nicht auf Erkrankungen, sondern auf die Isolations- und Quarantänevorschriften zurückzuführen. In anderen Ländern sind diese Regeln deshalb bereits angepasst worden, bei uns wohl bald auch. Alle Maßnahmen aber quasi auf Vorrat weiter aufrechtzuerhalten, das geht nicht. Nicht die Abwesenheit von Einschränkungen muss begründet werden, sondern deren Anwesenheit. Zudem beginnt nun die wärmere Jahreszeit, und die Verbreitung des Virus dürfte auch saisonalbedingt zurückgehen. Wann also, wenn nicht jetzt, wäre die richtige Zeit für breite Lockerungen? Zumal jeder die Chance hat, sich selbst zu schützen, durch eine Impfung oder eben das (Weiter)Tragen einer FFP-2-Maske.

Das Prinzip der Eigenverantwortung aber scheinen wir in Deutschland im Zuge der Pandemie fast schon verlernt zu haben; stattdessen steht das Wort inzwischen unter Generalverdacht. Weil viele Eigenverantwortung übersetzen mit: „Ich mach‘, was ich will, der Rest ist mir egal.“ Aber natürlich ist nicht jeder, der mehr Eigenverantwortung im Umgang mit Corona einfordert, ein unverantwortlicher Egoist. Die größte Herausforderung in den nächsten Wochen wird nun sein, alle Menschen mitzunehmen, besonders die, die sich vor den Lockerungen fürchten. Das wird zu zahllosen kleineren und größeren Konflikten führen, da darf man sich nichts vormachen. Die oberste Pflicht für alle ist, sich eines stets zu vergegenwärtigen: Das Ende der Maskenpflicht bedeutet kein Maskenverbot – wer weiter eine Maske tragen will, sollte das tun, und darf dafür auch nicht kritisiert oder gar belächelt werden.

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